Uns erreichen weitere Neuigkeiten von der uns inzwischen wohlbekannten Firma Spectra. Spectra ist in nordhessischen Flüchtlingsunterkünften des Landes Hessen als Subunternehmer von Pond tätig, und erbringt dort Sicherheitsdienstleistungen. Seit Wochen beklagen sich Kollegen über fehlerhafte Abrechnungen und massive Verstöße gegen geltende Tarfiverträge. (wir berichteten hier und hier, und auch die Presse griff das Thema auf).
Offenbar hat das für etwas Bewegung in der Bochumer Zentrale des Unternehmens gesorgt. Für Donnerstag, den 12.05.2016 hat der Geschäftsführer Hr. Miguel Muina-Nieto alle Mitarbeiter zu einer „Informationsveranstaltung“ in das „Design-Konferenzhotel Steinernes Schweinchen“ eingeladen. Als Themen wurden angekündigt: „die aktuelle Lage“ und „Zukunftsperspektiven“. Gleichzeitig kursieren in der Belegschaft Gerüchte, Spectra wolle „die Arbeitsverträge ändern“ – was auch immer das heißen soll.
Wir warnen ausdrücklich davor, am 12.05.2016 irgendetwas zu unterschreiben. Dazu seid ihr nicht verpflichtet! Es ist bereits in der Vergangenheit vorgekommen, dass Spectra ehemaligen Kollegen einen sogenannten „Aufhebungsvertrag“ hat unterschreiben lassen, in dem dann auf sämtliche Forderungen verzichtet werden sollte. Das darf Euch nicht passieren! Eine Änderung der Arbeitsverträge macht man nicht mal so eben nebenbei.
Sollte Spectra Euch neue Verträge vorlegen, nehmt sie mit und lasst sie rechtlich prüfen, bevor ihr unterschreibt!
Aber wenn Spectra schon so eine schöne Infoveranstaltung macht, dann könnte man ja mal ein paar Fragen stellen. Leider ist ver.di bei den Einladungen vergessen worden. Wir hätten unter anderem die folgenden Fragen gestellt:
- Wieso werden entgegen dem Tarifvertrag keine Sonn- und Feiertagszuschläge gezahlt?
- Wieso werden nur 12% Nachtzuschlag gezahlt?
- Wieso werden die Freizeitregelungen des Tarifvertrages nicht konsequent eingehalten (mindestens eine Freischicht von 35 Stunden pro Woche § 7 BMRTV)?
- Wieso zahlt Spectra nicht konsequent pünktlich (15. des Folgemonats § 8 Abs. 2 BMRTV)?
- Wieso wird Krank und Urlaub nicht nach Tarif bezahlt (Durchschnittsverdienst § 9 MTV WaSi Hessen)?
- Wieso wird den Kollegen weiß gemacht, die monatliche Regelarbeitszeit bei Vollzeit betrage 232 anstatt 174 Stunden (§ 1 Abs. 2 MTV WaSi Hessen)?
- Wieso wird den Kollegen weiß gemacht, sie hätten 24 Tage Urlaub, anstatt wie im Tarifvertrag geregelt 32 Kalendertage (§ 8 MTV WaSi Hessen)?
Uns würden sicher noch ein paar andere Fragen einfallen. Aber wir sind ja – wie gesagt – leider nicht eingeladen. Vielleicht findet sich ja jemand, der diese Fragen an Hr. Muina-Nieto stellt.