Arbeitgeber unterschätzen Durchsetzungsbereitschaft der Luftsicherheitskräfte und bedienen mal wieder aus Reflex Neiddebatten mit anderen Berufsgruppen.
„Vollkommen überzogen“, „absolut unverständlich“, „entbehrt jeglicher Grundlage“
So beschrieb der BDLS in seiner letzten Pressemitteilung den gemeinsamen Streik der drei Tätigkeitsbereiche Bodenverkehrsdienste, Flughafengesellschaft und Luftsicherheit am Berliner Flughafen BER in der vergangenen Woche.
In sieben bundesweiten Verhandlungsrunden zur Erhöhung der Zeitzuschläge für Nacht‑, Sonntags‑, Feiertags- und Samstagsarbeit sowie eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Mehrarbeit hat es faktisch keinerlei Fortschritt gegeben. Die Verhandlungen wurden im Januar und Februar 2020 aufgenommen und dann wegen der Pandemie erst einmal nicht fortgeführt. Erst nach der Entgelttarifrunde 2022 war der BDLS bereit, wieder zu verhandeln. Hier gibt es bis heute kein Signal der Arbeitgeber, überhaupt eine Lösung finden zu wollen. Vielmehr wird argumentiert, nach der Entgeltrunde sei ja nun kein Spielraum mehr.
Wie sagen die Berliner? Verarschen kann ick mir alleene!
Der BDLS hat es mir seiner brillianten Verhandlungsstrategie erreicht dass unsere MTV-Tarifrunde nun parallel zu der Tarifrunde des Öffentlichen Dienstes und den Tarifverhandlungen zu einem bundesweiten Branchentarifvertrag BVD liegt. Wozu das führen kann haben wir in Berlin gesehen:
Wenig hilfreich sind mal wieder die Aussagen des BDLS, wieviel die Luftsicherheitskräfte doch verdienen würden. „3.300 Euro monatlich“ sind aus Sicht des BDLS wohl zu viel. Obendrauf sogar noch ein Jobticket. Ja, Potzblitz, ein Schlaraffenland, oder wie? Bei der Arbeitskräfte-Suche wird das Gehalt natürlich wieder ins Schaufenster gestellt, um überhaupt noch Leute für diese herausfordernde Tätigkeit zu finden.
Eigentlich ein Wunder, dass nicht wieder davon gesprochen wurde, ver.di würde „Passagiere in Geiselhaft“ nehmen. Das kriegen BDLS-Mitgliedsunternehmen ja inzwischen auch ganz gut alleine hin.
Von solchen Vorwürfen lassen wir uns nicht spalten, im Gegenteil. Jeder cent Lohn musste dem BDLS mit Streiks abgerungen werden. Wenn das bei den Zuschlägen auch so laufen muss, dann ist das halt so. So wie wir in der Vergangenheit für unsere Löhne gekämpft haben, tun dies die Kollegen von Fraport und den BVD-Firmen jetzt genauso. Und genau wie wir kämpfen sie für ihre Rechte zur Not auch mit Streiks. Wenn’s hart auf hart kommt, hält die Flughafen-Familie auch zusammen! BERlin hat es uns vorgemacht!
An Stelle des BDLS sollte man mehr Zeit in die Formulierung von Vorschlägen investieren, anstatt den eigenen Arbeitnehmer*innen Vorwürfe zu machen.
Zuschläge haben für Tarifkommission Priorität
Vollkommen zu Recht hat die Tarifkommission beschlossen, dass ein Verhandlungsergebnis bei den Zeitzuschlägen Priorität haben soll. Kaum verwunderlich in Zeiten hoher Inflation und bei der hohen Belastung, der Luftsicherheitskräfte durch Schichtdienste.
Eine Lösung in diesem Themenfeld ist umso wichtiger, um bei den anderen Manteltarifvertragsthemen (Befristungen, Probezeit, AZK, etc…) endlich voran zu kommen.
Jetzt wäre es an der Zeit für den BDLS sich zu bewegen. Wenn nicht, wissen wir, was wir zu tun haben. Oder wie es die Bundestarifkommission sagt: Zieht euch warm an!
Hinweis in eigener Sache
Bitte erleichtert uns und euch die „Arbeit“ in dem ihr euch noch vor eventuellen Streiks bei meine.verdi.de registriert. In Zukunft machen wir die Streikgeldauszahlung nämlich digital!