Lohnuntergrenzen in der Luftsicherheit

Bun­des­ar­beits­mi­nis­ter erlässt wie­der zwin­gen­de Arbeits­be­din­gun­gen für Sicher­heits­be­schäf­tig­te an Flug­hä­fen. Ent­gelt­ta­rif­ver­trag gilt nun auch für nicht-tarif­ge­bun­de­ne Arbeit­ge­ber. Tarif­ver­trag gilt für alle in der Luftsicherheit!

Bereits seit Anfang 2022 gilt der Ent­gelt­ta­rif­ver­trag für Sicher­heits­kräf­te an Ver­kehrs­flug­hä­fen. Bis­her jedoch nur für ver.di-Mitglieder. Und das auch nur in Fir­men, die auch Mit­glied des Arbeit­ge­ber­ver­ban­des BDLS sind, oder Auf­trä­ge im Bereich § 5 Luft­SiG haben. Alle ande­ren gin­gen bei den Erhö­hun­gen leer aus, muss­ten sich mit Bezah­lung unter Tarif zufrie­den geben, oder arbei­te­ten sogar zum Mindestlohn.

Die­se Zei­ten sind nun für die meis­ten Luft­si­cher­heits­kräf­te vor­bei. Der Bun­des­ar­beits­mi­nis­ter hat auf Antrag von ver.di und BDLS erneut gro­ße Tei­le des Ent­gelt­ta­rif­ver­tra­ges als zwin­gen­de Arbeits­be­din­gun­gen nach dem Ent­sen­de­ge­setz ver­ord­net. Was sich sehr sper­rig anhört, hat eigent­lich recht ein­fa­che Auswirkungen.

„ 2. Ver­ord­nung über zwin­gen­de Arbeits­be­din­gun­gen für Sicher­heits­kräf­te an Ver­kehrs­flug­hä­fen (Ver­kehrs­flug­ha­fen-Sicher­heits­kräf­te­ar­beits­be­din­gun­gen­ver­ord­nung – 2. VFlugh­SiK­ArbbV

Hin­ter die­sem Wort­un­ge­tüm ver­birgt sich die Tat­sa­che, dass das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Arbeit und Sozia­les (BMAS) am 12. Dezem­ber 2022 eine Rechts­ver­ord­nung gemäß § 7 Arbeit­neh­mer­ent­sen­de­ge­setz (AEntG) erlas­sen und im Bun­des­an­zei­ger (BAnz AT 21.12.2022 V 1) ver­öf­fent­licht hat. Danach ist der ver.di-Entgelttarifvertrag in Tei­len zur Lohn­un­ter­gren­ze der Luft­si­cher­heit („Bran­chen­min­dest­lohn“) geworden“.

Drei der ins­ge­samt fünf tari­fier­ten Ent­gelt­grup­pen des ver.di-Entgelttarifvertrages für Sicher­heits­dienst­leis­tung an Ver­kehrs­flug­hä­fen wur­den in die Ver­ord­nung auf­ge­nom­men. Die EG I (5er) und EG V (Ein­fa­che Ser­vice­tä­tig­kei­ten) feh­len lei­der. Dies war im Minis­te­ri­um nicht durch­setz­bar, wie schon in der Vergangenheit.

Für alle Beschäf­tig­ten die nach § 8, § 9, § 9a Luft­SiG oder im Bereich der Qua­li­fi­zier­ten Ser­vices und Flug­gast­diens­te ein­ge­setzt wer­den, muss ab 1. Janu­ar 2022 Tarif gezahlt wer­den. Für Hes­sen bedeu­tet das:

Stundenentgelte ab dem 1. Januar 2023

  • EG II = 18,89 € /​ Std.
    (Sicher­heits­dienst­leis­tun­gen gemäß §§ 8, 9 Luft­SiG für Mit­ar­bei­ter mit ent­spre­chen­der behörd­li­cher Prü­fung zur Luft­si­cher­heits­kon­troll­kraft gemäß EU-VO 20151998 (Zif­fern 11.2.3.1.b und 11.2.3.2.) )
  • EG III = 17,19 € /​ Std.
    (Sicher­heits­dienst­leis­tun­gen gemäß §§ 8, 9, 9 a Luft­SiG (z. B. Bord­kar­ten­kon­trol­le, Siche­rung der Gren­ze zum sicher­heits­emp­find­li­chen Bereich gemäß § 8 Luft­SiG gegen unbe­rech­tig­ten Zutritt, Flug­zeug­be­wa­chung) mit Schu­lung nach 11.2.3.5 und bestan­de­ner Prü­fung sowie Doku­men­ten­kon­trol­le) und
  • EG IV = 13,91 € /​ Std.
    (Qua­li­fi­zier­te Ser­vice­tä­tig­kei­ten und Flug­gast­diens­te, die eine luft­si­cher­heits­spe­zi­fi­sche (gemäß DVO (EU) 20151998) und/​oder eine flug­ha­fen­spe­zi­fi­sche Aus­bil­dung von min­des­tens 25 Unter­richts­ein­hei­ten (à 45 Minu­ten) im Jahr voraussetzt)

Stundenentgelte ab dem 1. April 2023

  • EG II = 19,49 € /​ Std.
    (Sicher­heits­dienst­leis­tun­gen gemäß §§ 8, 9 Luft­SiG für Mit­ar­bei­ter mit ent­spre­chen­der behörd­li­cher Prü­fung zur Luft­si­cher­heits­kon­troll­kraft gemäß EU-VO 20151998 (Zif­fern 11.2.3.1.b und 11.2.3.2.) )
  • EG III = 17,84 € /​ Std.
    (Sicher­heits­dienst­leis­tun­gen gemäß §§ 8, 9, 9 a Luft­SiG (z. B. Bord­kar­ten­kon­trol­le, Siche­rung der Gren­ze zum sicher­heits­emp­find­li­chen Bereich gemäß § 8 Luft­SiG gegen unbe­rech­tig­ten Zutritt, Flug­zeug­be­wa­chung) mit Schu­lung nach 11.2.3.5 und bestan­de­ner Prü­fung sowie Doku­men­ten­kon­trol­le) und
  • EG IV = 14,46 € /​ Std.
    (Qua­li­fi­zier­te Ser­vice­tä­tig­kei­ten und Flug­gast­diens­te, die eine luft­si­cher­heits­spe­zi­fi­sche (gemäß DVO (EU) 20151998) und/​oder eine flug­ha­fen­spe­zi­fi­sche Aus­bil­dung von min­des­tens 25 Unter­richts­ein­hei­ten (à 45 Minu­ten) im Jahr voraussetzt)

Was bedeutet das?

Prüft bit­te eure nächs­te Lohn­ab­rech­nung, ob ihr den Bran­chen­min­dest­lohn erhal­tet. Wenn das nicht der Fall sein soll­te, mel­det euch bit­te sofort bei uns (Sei­te Kon­takt)! Eure Ansprü­che ver­fal­len, wenn ihr sie nicht inner­halb einer Aus­schluss­frist von sechs Mona­ten nach Fäl­lig­keit beim Arbeit­ge­ber gel­tend macht. Wir unter­stüt­zen unse­re Mit­glie­der dabei, ihre Ansprü­che durchzusetzen.

Was bedeutet das für Arbeitgeber und Auftraggeber?

Das AEntG rich­tet sich nicht nur an Arbeit­ge­ber, son­dern auch an Unter­neh­men, die Sicher­heits­dienst­leis­tun­gen ver­ge­ben. Lässt es ein Auf­trag­ge­ber zu, dass die von ihm beauf­trag­te Sicher­heits­fir­ma euch um euren Tarif­lohn prellt, kann der Zoll Buß­gel­der ver­hän­gen, und die Auf­trag­ge­ber haf­ten euch gegen­über auf die Zah­lung des Bran­chen­min­dest­loh­nes. An einer Unter­schrei­tung kann sich der Auf­trag­ge­ber dadurch betei­li­gen, dass er dem Sicher­heits­dienst­leis­ter wis­sent­lich oder durch fahr­läs­si­ges Nicht­wis­sen den Zuschlag erteilt hat.

Ein Ver­stoß kann als Ord­nungs­wid­rig­keit mit einer Geld­bu­ße bis zu fünf­hun­dert­tau­send Euro belegt wer­den. Außer­dem droht der Aus­schluss von der Ver­ga­be öffent­li­cher Aufträge.

Ein Ver­zicht auf den Tarif­lohn durch den Arbeit­neh­mer ist ausgeschlossen.

Hintergrundinformationen

Link zur Ver­ord­nung: 2. VFlugh­SiK­ArbbV (gesetze-im-internet.de)

Link zum ver­bind­li­chen Teil des Tarif­ver­tra­ges: TVMin­dest­lohn VFlugh­SiK 2 (gesetze-im-internet.de)

Was hat es mit dem Arbeit­neh­mer­ent­sen­de­ge­setz auf sich? Arbeit­neh­mer-Ent­sen­de­ge­setz – Wikipedia

Aviation_​Entgelt_​2023_​BAnz AT 21.12.2022 V1